10.10.2017 Arbeit hinter Gittern 2 Thorsten Saalbach (47) stellvertretender Wäschereileiter
Quelle: Foto: Martin Möller

Strafgefangene können ihren Arbeitsplatz selbst aussuchen, beispielsweise in der Wäscherei. Vollzugsbeamte sind immer am Arbeitsplatz präsent.

Längst vorbei sind die Zeiten, als Strafgefangene nur alle drei Tage ihre Unterwäsche wechseln konnten, weil einfach nicht genügend Unterhosen und -hemden vorhanden waren. Berge an Wäsche werden in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen täglich bewegt - auch für die Anstalten in Essen, Dortmund, Bochum, Kleve und Düsseldorf. Denn ebenfalls vorbei sind die Zeiten, in denen jeder Knast seine eigene kleine Wäscherei hatte.

Für die Maschinen braucht man besondere Leute

„30 Gefangene arbeiten täglich hier in dem Bereich“, berichtet Thorsten Saalbach (47), stellvertretender Leiter der Wäscherei. Sie falten, stapeln, zählen, gleichen mit Lieferscheinen aus den unterschiedlichen Städten ab. Melden können sich die Gefangenen und Wünsche äußern, wo sie gerne arbeiten möchten. „Für die Maschinen braucht man allerdings besondere Leute. Die Bedienung der Technik stellt schon deutliche Ansprüche“, erklärt Saalbach.

Vier Tonnen Wäsche für sechs Anstalten

Zwei bis drei Justizvollzugsbeamte sind zur Betreuung immer mit im Raum. Betreuung ist da sehr umfassend gemeint. Denn oft kommen die Gefangenen auch über ganz persönliche Dinge mit den JVA-Mitarbeitern ins Gespräch während sie für die sechs Anstalten vier Tonnen Wäsche am Tag bewegen.

Grundsätzlich wird alles auf 60 Grad gewaschen. „Wenn aber zum Beispiel jemand Krätze hat, kommt diese Wäsche in einen gelben Sack für ein besonderes Waschprogramm und wird darüber hinaus mit Chemie behandelt.“ Vier riesige Waschmaschinen stehen in der Wäscherei, drei davon fassen 80 kg Wäsche, eine ist für 19 kg ausgelegt. Die kommt zum Zuge, wenn bestimmte Wäscheteile nur in geringen Mengen anfallen. Weiter gibt es eine Waschstraße mit neun Kammern, die alle zweieinhalb Minuten vorne mit schmutzigen Teilen gefüllt wird. „Das ist ein energetisch günstiges Verfahren“ klärt der stellvertretende Betriebsleiter auf, der während des Vollzugsdienstes seinen Textilreinigungsmeister gemacht hat, „um hier alles im Griff zu haben.“

In der Wäscherei sind es pro Tag zwölf Euro

Diese Kenntnisse haben sich längst als ausgesprochen hilfreich für die Allgemeinheit herausgestellt. Denn es wird richtig Geld gespart. „Letztens ist uns eine Dampfleitung gerissen“, sagt Thorsten Saalbach. „Da haben wir das Stück herausgenommen und in die Schlosserei gebracht. Es hat eine Stunde gedauert und die Dampfleitung war zusammengeschweißt und konnte wieder eingebaut werden.“ Saalbach liebt seinen Beruf. Seine Aufgaben seien sehr abwechslungsreich, es mache wirklich Spaß. Was Gefangene verdienen, ist in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich. In der Wäscherei sind es pro Tag zwölf Euro, davon wird aber ein Teil als Überbrückungsgeld zurückgelegt. Das ist Pflicht, denn das Geld wird der Gefangene nach seiner Entlassung benötigen, bis alle weiteren Schritte in die Bahnen gekommen sind.

Einmal im Monat kommt ein Lkw in den Anstaltsbereich

Von dem Verdienten kaufen sich die Insassen meistens Kaffee, Tabak oder Süßigkeiten. Einmal im Monat kommt ein Lkw in den Anstaltsbereich, bei dem die Gefangenen einen großen Einkauf machen können, alle zwei Wochen haben sie die Möglichkeit, einen kleinen Einkauf zu machen.

„Weil eine Tagesstruktur wichtig ist, werden die Insassen morgens um kurz vor sechs geweckt, bekommen Frühstück, das sie in ihren Hafträumen einnehmen können und rücken um 6.40 Uhr aus“, schildert Saalbach den Tagesablauf. Das heißt, sie machen sich auf den Weg von den unterschiedlichen Hafthäusern zur Wäscherei. Dort müssen sie sich aus hygienischen Gründen umziehen. Von 11.30 bis 12 Uhr gibt es Mittagessen, dann geht die Arbeit weiter bis 14.30 Uhr. Danach stehen die Freistunde und Freizeitangebote auf dem Programm.