Essen/Gelsenkirchen.
Erst war es eine echte Beziehung, dann eskalierte es. Jetzt steht eine Insassin der JVA Gelsenkirchen wegen Vergewaltigung in Essen vor Gericht.

Sex in der Zelle. Erst einvernehmlich, dann mit Gewalt. Das soll sich laut Anklage Ende Januar in der Frauenabteilung des Gelsenkirchener Gefängnisses abgespielt haben. Wegen Vergewaltigung muss sich deshalb seit Dienstag eine 29 Jahre alte Dortmunderin vor dem Landgericht Essen verantworten. Die Angeklagte, die in Freiheit als Domina unter dem Namen „Lady Mary“ gearbeitet haben soll, weist die Vorwürfe entschieden und zeitweise unter Tränen zurück.

Am 1. Februar hatte das mutmaßliche Opfer einer Beamtin erzählt, dass sie am Vorabend von ihrer Freundin vergewaltigt und mit einem Pfannenwender mehrfach geschlagen worden sei. Bei einer Untersuchung sollen entsprechende Blutergüsse auf dem Gesäß den Vorwurf bestätigt haben.

Geschlagen, gebissen und vergewaltigt

Beide Frauen saßen wegen Betruges im Knast. Sie sollen eine Liebesbeziehung begonnen haben. Deshalb hätten sie eine gemeinsame Zweierzelle belegt, erzählten beide. „Wir waren sexuell auf einer Wellenlänge“, erklärt die Angeklagte vor Gericht.

In der Nacht zum 1. Februar sei die Stimmung aber gekippt, berichtete das mutmaßliche Opfer bei der Polizei. Sie sei geschlagen und gebissen sowie vergewaltigt worden. Erst als sie laut geschrien habe, soll die Angeklagte aufgehört haben.

Vor Gericht gibt sich die 29-Jährige entrüstet. Nichts davon stimme, sie sei noch nie wegen einer Gewalttat verurteilt worden. Die kräftige, nicht gerade schlanke Frau bestätigt zwar die Liebesbeziehung, schildert sich aber als die Frau, die eben nicht dominant sei: „Ich ordne mich eher unter.“ Und den Namen „Lady Mary“ habe ihr nur die Freundin gegeben. In der fraglichen Nacht habe sie zwar mit dem Pfannenwender auf die andere Frau eingeschlagen, dies sei aber auf deren Wunsch hin erfolgt. Sie schließt ihre Schilderung knapp: „Ja, so ist es denn gewesen und nicht anders.“

Opfer erscheint nicht vor Gericht

Warum die Zellengenossin sie angezeigt habe, könne sie sich nicht erklären. Zu den Richtern der VII. Strafkammer führt sie das weiter aus: „Sie glauben gar nicht, wie sehr ich von ihr wissen möchte, warum sie das erzählt. Warum sie mir so etwas Ekelhaftes unterstellt.“ Ihr Verteidiger Ali Senol assistiert ein wenig bei der Motivsuche. Die Angeklagte habe bei einer Justizbeamtin gesagt, die andere sei HIV-positiv. Darauf sei die ehemalige Freundin so sauer gewesen, dass sie ihre Sachen gepackt und gedroht habe: „Du wirst schon sehen, was Du davon hast.“

Das mutmaßliche Opfer kann die Kammer am Dienstag nicht vernehmen. Trotz gerichtlicher Ladung erscheint die Frau, die zumindest früher drogensüchtig gewesen sein soll, nicht im Gericht. Ihre Anwältin erzählt, dass sie keinen Kontakt zu ihr habe. Jetzt soll sie zu einem weiteren Termin gerichtlich vorgeführt werden. Außerdem muss sie 150 Euro Ordnungsgeld zahlen.