Insassinnen der JVA Gelsenkirchen schauten sich gemeinsam den Film „Jackie – Wer braucht schon eine Mutter?“ an. Anschließend konnten sie mit der Regisseurin und der Drehbuchautorin sprechen

Eine fröhliche Damenrunde betritt den Saal: Sie kichern und scherzen untereinander, jede holt sich eine Tüte Popcorn und alle warten gespannt auf den Film – klingt wie ein normaler Kinoabend unter Mädels. Bloß, dass dieser hinter Gittern stattfindet, und zwar in der JVA Gelsenkirchen.

Rund 20 Insassinnen durften sich den Film „Jackie – Wer braucht schon eine Mutter?“ ansehen, und zwar nicht allein in der Zelle, sondern gemeinsam – und das nicht nur im Beisein des Wachpersonals, sondern auch von Regisseurin Antoinette Beumer und Drehbuchautorin Marnie Blok.

Inhaftierte bedankte sich

„Jackie“ handelt von zwei Schwestern, großgezogen von einem schwulen Pärchen, die durch Zufall auf ihre vermeintliche biologische Mutter stoßen. Die in die Jahre gekommene Hippiebraut muss dringend in die Reha, will sich aber nicht von ihrem klapprigen Wohnmobil trennen. Und Sofie, eine der beiden Schwestern, hält so gar nichts von ihrer „Gebärmutter“, wie sie sagt. So beginnt ein emotionaler und urkomischer Road-Movie.

„Als die Idee stand, wusste ich: Es muss „Jackie“ sein“, sagte Betty Schiel. Die Filmkuratorin hatte die Idee zur Filmvorführung hinter Gittern und konnte auch Regisseurin Beumer schnell überzeugen.

Auch wenn die sich nicht ganz sicher war, ob alles gut gehen würde: „Ich hatte Angst, dass die uns einfach ausbuhen“, gesteht die niederländische Filmemacherin. Außerdem: „Es ist ein Road-Movie, es geht um Befreiung – und das zeigen wir ausgerechnet in einem Gefängnis?“ 

Doch ihre Sorgen waren unbegründet: Die Frauen waren gebannt, lachten frei aus sich heraus und einige waren auch gerührt von der Familiengeschichte. Eine Inhaftierte bedankte sich gar bei der Regisseurin: Sie habe viel aus ihrem Leben im Film wiedererkannt. Und, wer hätte das gedacht, es gab auch kritische Fragen: Ob für die Szene, in der Filmfigur Jackie eine Schlange tötet, wirklich ein Schuppenvieh das Leben lassen musste, fragte eine Gefangene besorgt – das war übrigens nicht der Fall. Eine andere fachsimpelte mit Beumer über Bezüge zwischen „Jackie“ und dem Road-Movie-Klassiker „Thelma & Louise“.

"Tolle Abwechslung"

„Eine unglaubliche Erfahrung“, sagte Beumer im Anschluss. Ähnliche Projekte würde sie gerne wieder machen.

Das würde die Damen hinter Gittern sicher auch freuen: „Eine tolle Abwechslung“, fand eine: „Und wirklich schön, mal wieder ins Kino zu gehen.“ Natürlich ging es nach dem Film zurück in die Zellen. Was blieb, waren einige auf dem Boden verteilte Reste Popcorn.