Was ein Gefängnis ist, weiß jeder, aber die wenigsten haben jemals eines von innen gesehen. Fast zwei Stunden führte Dr. Sarah Watts die Zuhörer des jüngsten Albachtener Gesprächs hinter Gitter: Ihr Thema „Justizvollzug in NRW“ stieß im vollen Concordia-Clubheim auf großes Interesse.
Die Albachtener Juristin leitet eine Abteilung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen. Sie gab Einblick in eine „abgeschlossene Welt“. In Nordrhein-Westfalen gibt es 36 JVAs und fünf Jugendarrestanstalten, die insgesamt 18 500 Haftplätze bieten. Der dortige Strafvollzug soll Gefangene dazu befähigen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen.
Die JVA Gelsenkirchen ist 20 Jahre alt, eine relativ moderne Einrichtung. Aber auch eine in manchen Aspekten ansprechende Architektur könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Aufenthalt dort alles andere als komfortabel, der Tagesablauf streng durchgetaktet und eine Privatsphäre so gut wie nicht gegeben sei, betonte Watts. Doch die Gefangenen seien erfindungsreich. Drogen oder Handys seien eine Art geheime Währung, auch wenn in unregelmäßigen Abständen immer wieder kontrolliert werde.
Die Fachfrau berichtete von besonders gesicherten Hafträumen für Suizidgefährdete mit Schlafanzügen aus Papierfaser, die bei Belastung zerreißen und von einem Personen-Notgerät, das JVA-Bedienstete aus Sicherheitsgründen tragen sollen. „Bei uns haben wir sie alle, vom Schwarzfahrer bis zum Mörder“, sagt sie. „Aber es gibt zu wenig Frauenhaftplätze in NRW. Noch gibt es mehr Männer als Frauen in der Haft, aber die Frauen holen auf. Frauen werden eben öfter unterschätzt.“